Sinnvoll Tätig Sein -
ein Experiment in Richtung Grundeinkommen

Interessiert verfolgt von verschiedenen Gruppen und (internationalen) Medien, aber weitgehend ignoriert von der nationalen Politik findet im Nordwesten des Waldviertels ein bedeutendes Experiment statt: 44 Menschen, betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit, 1 % der Bevölkerung von Heidenreichstein (ca. 4000 Einwohner) machten sich daran nach ihren Talenten, Fähigkeiten und Bedürfnissen zu leben. Langzeit arbeitssuchende Menschen bekommen 18 Monate die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten bei einem Modellversuche zu entwickeln und in die Gesellschaft einzubringen. Dieses Modell wird vom AMS NÖ unterstützt und von unterschiedlichen Forschungsgruppen aus Wien, St. Pölten und Salzburg wissenschaftlich begleitet. Die Teilnehmer erwartet kein vorgefertigtes Bündel an Schulungsmaßnahmen, sondern Begleitung bei der persönlichen Zielverfolgung ohne unmittelbarem Arbeitsdruck.

Wertschätzung und Verständnis führen dazu, dass rund ein Viertel der TeilnehmerInnen bisher eine Anstellung gefunden hat. Und auch sonst entstand Neues, für sie selbst und für das Leben in der Stadt. „Sinnvoll tätig sein“ ist ein Grundeinkommensprojekt der Betriebsseelsorge Oberes Waldviertel.

Nun meldet sich eine Teilnehmerin zu Wort und bringt ihre Angst gegenüber der Politik unserer Regierung eindrucksvoll zum Ausdruck, es ist Angst um ihre und ihres Gatten Zukunft; Existenzangst! In einem emotionalen Brief wendet sie sich an Kanzler Kurz, Vizekanzler Strache und Sozialministerin Hartinger-Klein. Sie bittet um ein Gespräch um zu vermitteln, welche „Menschen hinter den Zahlen stecken, die sie meinen kürzen zu müssen“. Die Antworten waren beschämend und ohne Aussicht auf ihr Ansinnen.

Die Frau ist 58 Jahre alt, verheiratet und arbeitslos. Seit April 2017 nimmt sie am Grundeinkommensprojekt „Sinnvoll tätig sein“ teil. Das Projekt war mit Oktober befristet. Nun wurde zwar aufgrund der Intervention von LH Mikl-Leitner eine Verlängerung bis Ende des Jahres gewährt, ändert aber an der Situation an sich wenig. Trotzdem sind wir dankbar für die TeilnehmerInnen, auch wenn die Mehrkosten seitens der Betriebsseelsorge getragen werden müssen. Es bräuchte eben eine aktive Arbeitsmarktpolitik mit Alternativen zum ersten Arbeitsmarkt.
 

Karl A. Immervoll, Betriebsseelsorge Oberes Waldviertel

 

Der Name der Frau ist bekannt, wird aber zu ihrem Schutz nicht veröffentlicht.